Eine der schönsten innerstädtischen grünen Oasen Berlin-Charlottenburgs ist der denkmalgeschützte Lietzenseepark mit seinem See. Mitten in Charlottenburg bietet er den Anwohnern und Gästen der Stadt Ruhe und Erholung. Die Geräusche der Großstadt sind hier weit weg.
Alte Bäume, eine Uferpromenade, Cafés, Spielplätze, ein Seniorentreffpunkt, viele Kunstwerke und beachtliche architektonische Anlagen, wie die Kleine und Große Kaskade, schmücken den heutigen Park.
Lassen Sie sich mitnehmen zu einem kleinen Spaziergang in den Park!
Die beiden Haupteingänge in den Park, im Norden am Kaiserdamm und im Süden an der Dernburgstraße, hat Erwin Barth besonders eindrucksvoll gestaltet.
Wenn Sie vom Kaiserdamm aus den Park betreten, erwartet Sie eine große hufeisenförmige Wiese, umrahmt von Pappeln, die den Blick auf den See lenken. Diese Wiese wird Schillerwiese genannt, weil hier von 1952 bis 1986 das Schillerdenkmal von Reinhold Begas stand, das heute wieder auf dem Gendarmenmarkt zu finden ist.
Auf der linken Seite lädt das im Juni 2009 neu eröffnete, wunderschön am See gelegene Café "Bootshaus Stella am See" zu einem Besuch ein. Am Witzlebenplatz sehen Sie den imposanten Bau des ehemaligen Kammergerichts (1910 errichtet), das 2007 zu einem eleganten Wohnhaus umgebaut wurde. Den Parkausgang an der Witzlebenstraße, nahe dem Neubau der katholischen St. Canisius-Kirche (2002), schmücken zwei Plastiken von Volkmar Haase. Der eigentliche Park liegt rechts am See. Wenn Sie nun den reizvollen Uferweg entlang gehen, können Sie die Kleine Kaskade (1920) mit Springbrunnen und Wasserbecken bewundern. Dann einen großen Kinderspielplatz und dahinter das ehemalige Parkwächterhaus (1925), in dem sich heute ebenfalls ein kleines Café befindet. Am Hang zur Wundtstraße liegt die große Denkmalsanlage (1925) des Königin-Elisabeth-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3 zur Erinnerung an die Gefallenen der Kriege im 19. Jahrhundert und des Ersten Weltkrieges.
Der Weg führt Sie nun weiter am See entlang nach Süden, vorbei an dem "Speerträger" von Bernhard Bleeker. Ihr Blick fällt von hier aus auf das gegenüber am Lietzensee-Ufer gelegene Hotel Seehof (1966) und auf schöne Beispiele bürgerlicher Mietshausarchitektur der Wende zum 20. Jahrhundert, und wenn Sie genau hinsehen, auch auf den riesigen Findling aus der Eiszeit.
Unter der Jugendstilbrücke (1904) über die Neue Kantstraße gelangen Sie in den südlichen Teil des Lietzenseeparks. Auf der rechten Seite auf der höher gelegenen Herbartstraße können Sie eine 1928 als Oberpostdirektion gebaute beinahe schlossähnliche Anlage sehen, in der sich jetzt die Direktion der Telekom befindet.
Links auf der anderen Seeseite steht am Kuno-Fischer-Platz der original-restaurierte rote Klinkerbau des früheren Knappschaftshauses (1930, heute Medienhaus), in dem in den 1950iger Jahren die Meldestelle für Flüchtlinge untergebracht war, die zu Hunderttausenden aus der damaligen Sowjetzone (der späteren DDR) in den Westen geflohen waren. Ein paar Schritte weiter können Sie die grazile Plastik "Sandalenlösender Jüngling" von Fritz Röll bewundern. Hinter den Bäumen auf der rechten Seite sehen Sie die Glasfront des architektonisch herausragenden Baus der Evangelischen Kirche Am Lietzensee (1959), rechts daneben das Gemeindehaus (1931), auf der anderen Seite wieder ein Kinderspielplatz und ein kleiner Fußballplatz.
Der Spaziergang endet am Südeingang des Parks, an einer von Erwin Barth beeindruckend gestalteten, mit Blumen und Rhododendronbüschen geschmückten Großen Kaskade aus weißem Beton (1912), deren Wasser in mehreren terrrassenförmigen Stufen bis zum See abfällt. Sie verleiht diesem Teil des Lietzenseeparks eine fast südländisch anmutenende Aura. 2006 wurde die Kaskadenanlage von der Stiftung Denkmalschutz Berlin aufwändig restauriert.
Zu allen Zeiten war die Gegend um den Lietzensee ein bevorzugtes Wohngebiet für Intellektuelle und Künstler. Hier brachte Siegfried Jacobsohn seine "Weltbühne" heraus (am Lietzensee von 1921 bis 1927), hier ging Erich Kästner spazieren, hier erlebte Margret Boveri das Ende des zweiten Weltkrieges und schrieb ein Buch darüber ("Tage des Überlebens"). Und waren es früher Luise Ullrich, Ralf Benatzky, Käthe Haack oder Hannelore Schroth und viele andere bekannte Schauspieler und Schauspierlerinnen, die man im Park treffen konnte, so sind es heute u. a. Judy Winter, Kathja Riemann, Frank Zander oder Bruno Ganz.
(vgl. "Leben am Lietzensee", textpunktverlag, 5. Auflage 2008, 283 S. von Irene Fritsch, Vereinsmitglied)