Eine der schönsten innerstädtischen grünen Oasen Berlin-Charlottenburgs ist der denkmalgeschützte Lietzenseepark mit seinem See. Mitten in Charlottenburg bietet er den Anwohnern und Gästen der Stadt Ruhe und Erholung. Die Geräusche der Großstadt sind hier weit weg.

Alte Bäume, eine Uferpromenade, Spielplätze, ein Café, ein Seniorentreffpunkt, viele Kunstwerke und beachtliche architektonische Anlagen, wie die Kleine und Große Kaskade, schmücken den heutigen Park. 

Der hakenförmige See, der erst 1904 durch die Aufschüttung eines Dammes bis auf einen schmalen Verbindungskanal in zwei Teile geteilt wurde, ist - wie vieles im Berliner Raum - ein Relikt der Eiszeit, nämlich Teil der Grunewaldseenrinne, in der die abtauenden Wassermassen abflossen. Die Kette der Grunewaldseen vom Schlachtensee bis zum Lietzensee sind übrig gebliebene, mit Wasser gefüllte Strudellöcher der Rinne.

Jahrtausendelang lag der See unberührt im Grunewald, bis 1826 der preußische General Wilhelm von Witzleben (1783 bis 1837), nach dem Straße, Platz und S-Bahnhof (heute Messe Nord/ ICC) benannt sind, den See und das umliegende Gelände kaufte.

Witzleben ließ das unwegsame Waldgelände in einen Park umgestalten und baute sich ein Sommerhaus, das bald zum beliebten Treffpunkt der Charlottenburger und Berliner Gesellschaft wurde. Nach seinem Tod ging der "Park Witzleben" durch viele Hände, wurde von späteren Besitzern nicht mehr gepflegt und verwahrloste.

1910 endlich erwarb die Stadt Charlottenburg das ganze Gelände. Sie sorgte für eine zügige Bebauung der Straßen und ließ in den folgenden Jahren den Park durch den äußerst schöpferischen und international hochgeschätzten Gartendirektor Erwin Barth (1880 bis 1933) in einen Landschaftspark umgestalten. Den Anfang machte Barth 1912 mit der Großen Kaskade am Dernburgplatz und der Terrassenanlage am Kuno-Fischer -Platz. Weitere Arbeiten verhinderte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Erst danach konnte Erwin Barth seine Pläne realisieren und den Lietzenseepark als eine der ersten Parkanlagen in Berlin im Notstandsprogramm 1920 erschaffen, wenn auch unter denkbar schwierigsten Bedingungen. Denn es standen kaum Material oder Geld zur Verfügung.

Das eigentlich recht schmale Gelände erscheint geradezu weitläufig durch die Art, wie Barth seine in Jugendstilformen geschwungenen und oft symmetrisch angelegten Wege angeordnet hat, sie in runden oder halbkreisförmigen Plätzen zusammenkommen und in sanften Bögen wieder auseinandergehen ließ. Unter Berücksichtigung der Geländesituation und des alten Baumbestandes mit Robinien, Pappeln, Platanen, Birken und Ahorn legte Barth eine Uferpromenade um den See an, schuf ausgedehnte Rasenflächen, sonnige und schattige Ruheplätze und einen Kinderspielplatz.

Da Erwin Barth seine Schöpfungen als Gesamtkunstwerk verstand, kümmerte er sich um alle Details. Er entwarf sämtliche Gartenarchitekturen selbst, Eingangstore, Mauern, Brücken, Brunnen, Treppenanlagen usw., ebenso das ganze Parkmobiliar, wie Tore, Bänke, Beleuchtungskörper. Auch vier im Park aufzustellende "Werke der Bildhauerkunst" wählte er persönlich aus.

Trotz der begrenzten Mittel, die Erwin Barth zur Verfügung standen, muss man die Anlage des Lietzenseeparks, die bis heute im Wesentlichen erhalten blieb, zu seinen gelungensten Schöpfungen zählen

Lesetipp:
Alles Wissenswerte rund um den Lietzensee finden Sie in dem von Irene Fritsch verfassten Buch „Leben am Lietzensee"(textpunktverlag, 5. Auflage 2008). Irene Fritsch ist Gründungsmitglied unseres Vereins und wirkte viele Jahre im Vorstand mit.